Protokollnotiz des 47.Treffen des Arbeitskreises am 22.3.2004
Vortragender: Dr. Falk Langhammer
Living Pages Research GmbH
Kolosseumstr.1a
80469 München
Deutschland
falk@living-pages.de
www.living-pages.de
Abstrakt.
Ercatons sind nach Self und Water der dritte uns bekannte und bisher umfassendste
Ansatz für das "Thing-orientied Programming Model".
Mit dem "Ercaton" tritt ein XML-Dokument an die Stelle einer Objektinstanz
eines klassisch-objektorientierten Ansatzes, ohne dass hierfür zwingend
eine Klasse oder ein Schema vorliegen müsste, bekannt aus den "prototyp-basierten
Sprachen". Aber Ercatons stellen keine neue Programmiersprache dar. Auch
so haben sich die Möglichkeiten als faszinierend erwiesen. Folgende
Aussagen haben sich in einem J2EE Projekt beispielsweise als wahr erwiesen:
- Alle Businessobjekte werden auf Entity-Beans abgebildet.
- Änderungen am Datenschema oder der Businesslogik erfordert kein
(Re-)Deployment und erfolgen zur Laufzeit.
- Daten werden in XML persistiert. Dennoch können Daten wie gewohnt
mit der Mächtigkeit und Performance von SQL inkl. Inner- oder Outer-Joins
abgefragt werden. Suche in XML-Daten umfasst mehrere Schemata bzw. benötigt
gar kein Schema.
- Ein Umstieg von J2EE auf einen .Net-Server würde keine Änderung
der Anwendung erfordern, zumindest nicht ihres fachlichen Teils.
- Durch den stark deklarativen XML-Teil einer Anwendung wurde viel weniger
Source-Code als bei Anwendungen benötigt, die den Ansatz "eines EJB
je Business-Objekt" verwenden.
Daher wird auch kurz über das Naris-Projekt bei Henkel KGaA, Düsseldorf,
berichtet. Hierbei wurde eine Hostanwendung mit knapp 1 Million Zeilen Code
durch Ercatons abgelöst, wofür bei erweiterter Funktionalität
letztlich nur ca. 5000 Zeilen XML und 5000 Zeilen Java für die Fachlogik
erforderlich waren. Die Lösung unterstützt bei Henkel die Entwicklung
neuer Rezepturen und ist in ein Umfeld mehrerer SAP/R3 Systeme eingebunden.
Der Vortrag wird den aktuellen Trend zu immer abstrakterer Programmierung
(UML, MDA etc.) kritisch kommentieren und den konkreten Nutzen einer gegenständlicheren
Programmierung am Beispiel demonstrieren.
Als Vorbereitung sei der in der iX 2/2004, S.100-103 erschienene Artikel
"Bauen statt Modellieren" empfohlen.
Vitae: Falk Langhammer
Dr. Falk Langhammer ist Geschäftsführer der Living Pages Research
GmbH, München. Er ist auch einer der Organisatoren der Net.ObjectDays
2004 Konferenz und EU-Gutachter europäischer Internet-Projekte. Von
1990 bis 1997 war Falk Langhammer Computerarchitekt bei der Parsytec AG in
Aachen und promovierte zuvor in Physik.
Z.Zt. widmet er sich dem Erkennen der Möglichkeiten, die ein über
das rein objektorientierte Paradigma hinausgehender Ansatz ermöglichen
würde.